Das deutsche Ju-Jutsu setzt sich aus den japanischen Kampfsportarten Judo, Karate und Aikido zusammen. Die Kampfsportart ist eine moderne Form waffenloser Selbstverteidigung und klassischer Kampfkunst in einem. Durch Ausweichen und Nachgeben, sowie einer Kombination weicher und harter Abwehrtechniken ist die Methode eine effektive Art der Selbstverteidigung und eignet sich gegen zahlreiche Angriffsarten. Seit 1970 wird Ju-Jutsu auch im Polizeisport gelehrt. So sind die gelehrten Ju-Jutsu Verteidigungskombinationen stets im Einklang mit der gültigen Rechtsprechung, da hier das Prinzip der Verhältnismäßigkeit gut angewendet werden kann. Geschlecht, Alter und körperliche Konstitution spielen im Ju-Jutsu eine untergeordnete Rolle. Der Kampf wird primär mit Technik gewonnen. Zu guter Letzt ist Ju-Jutsu eine sich weiterentwickelnde Kampfsportart. Seit dem Jahr 2000 sind weitere Techniken aus Kampfsportarten wie Wing Tsun, Hanbo-Jutsu, Kyosho-Jutsu und Anderen dazugekommen. Durch die Anwendung in Justiz und Vollzugsdiensten werden Ju-Jutsu-Techniken auf den Prüfstand gestellt und stetig verbessert. Ju-Jutsu ist ein lebendiger Kampfsport.
Um die Jahrhundertwende wurde das Ju-Jutsu, in Europa als Jiu-Jitsu bekannt, insbesondere durch Matrosen eingeführt. Die Griffe und Schläge wurden im Laufe der Zeit mit Ringergriffen und Boxtechniken vermengt und als Selbstverteidigung propagiert. Es entstand sozusagen ein "europäisches Jiu-Jitsu". Eine Art Verteidigung, bei der wenig vom "nachgebenden" oder "ausweichenden" Prinzip zu erkennen war. 1906 gründete Erich Rahn die erste Jiu-Jitsu-Schule in Berlin. Damit erwarb er das historische Verdienst, die edle Kunst der japanischen Selbstverteidigung in Deutschland etabliert zu haben. Seine Schule besteht noch heute. 1922 folgten u.a. die bekannten Altmeister Alfred Rhode in Frankfurt/Main und Otto Schmelzeisen in Wiesbaden mit Vereinsgründungen. Sie waren die deutschen Pioniere des Jiu-Jitsu und Judo.
Das "europäische Jiu-Jitsu" war als nicht mehr zeitgemäß anzusehen. Somit war es dringend erforderlich, etwas Neues zu schaffen. Richtungsweisend hierfür bot sich die "Goshin-Jitsu-No-Kata" das Kodokan an. Hochgraduierte Dan-Träger wurden damit beauftragt, die Voraussetzungen für eine effektive, moderne Selbstverteidigung zu erarbeiten. Das ist unter Federführung von Franz-Josef Gresch und Werner Heim gelungen, so daß im Jahre 1969 das deutsche Ju-Jutsu offiziell eingeführt wurde. Das neue System geht nicht vom Angriff aus, sondern primär von den Selbstverteidigungstechniken, die aus Grundformen des Judo, Karate und Aikido ausgesucht wurden. Die Techniken sind in den einzelnen Prüfungsprogrammen für Schüler- und Meistergrade nach Schwierigkeitsstufen geordnet. Jede Verteidigungstechnik ist gegen mehrere Angriffsarten anwendbar. Durch beständiges Üben können sich die Bewegungsabläufe zu automatischen Reflexen (sog. Automatismen) entwickeln. Die einzelnen Techniken lassen sich miteinander kombinieren und in der "freien" Verteidigung gegen "freie" Angriffe zur echten Kunst der Selbstverteidigung perfektionieren. Schon mit einer kleinen Auswahl an Verteidigungstechniken kann durch variable Anwendung ein großer Nutzeffekt erzielt werden. Durch diese vielseitige Anwendbarkeit gegen alle Arten von Angriffen ergeben sich weit mehr als 1000 Verteidigungsmöglichkeiten.
Ju-Jutsu beinhaltet mehr, als der Name allein zu erkennen gibt. "Ju" bedeutet nachgeben oder ausweichen, "Jutsu" Kunst oder Kunstgriff. Ju-Jutsu ist also die Kunst, durch Nachgeben bzw. Ausweichen mit der Kraft des Angreifers zu siegen. Falls erforderlich, kann ein Angriff jedoch auch in direkter Form mit Atemi-Techniken (Stoß, Stich, Schlag oder Tritt auf empfindliche Körperpunkte des Gegners) abgewehrt werden. Dieses "ökonomische Prinzip", nämlich "mit geringstem Aufwand einen größtmöglichen Nutzen zu erzielen", gilt als der übergeordnete Begriff, unter den sich die Bewegungsprinzipien der Budo-Disziplinen (vereinfacht: Weg des Kriegers) unterordnen. Die aus Judo, Karate und Aikido ausgewählten Budo-Disziplinen können in harter oder weicher Form nach dem Prinzip der Verhältnismäßigkeit angewendet werden. Sollen die Techniken nach ihrer Herkunft auch in der Selbstverteidigung voll wirksam werden, müssen ihre Prinzipien beachtet werden. "Wirksamkeit" heißt nicht Kraft oder Gewalt, sondern gute Technik nach dem Budo-Prinzipien, die es auch dem Schwachen möglich macht, sich erfolgreich gegen einen oder mehrere stärkere Angreifer verteidigen zu können.